In dieser Serie geht es vor allem um Berichte über Unterricht für Asylsuchende:
Hallo,
es ist etwas länger ist her, da haben wir uns im Kölner Hbf im Café getroffen und über die Flüchtlingsproblematik gesprochen. Jetzt habe ich etwas mehr Zeit und so freue ich mich, Ihnen Näheres über meine Arbeit zu erzählen:
Ich habe Germanistik studiert und als ich Deutsch als Fremdsprache unterrichten wollte, musste ich ein Aufbaustudium an der Bonner Universität zusätzlich absolvieren. Für dieses Studium ist eine weitere Voraussetzung, dass die Studierenden eine „nichteuropäische“ Sprache mindestens bis A2 mit einem Zertifikat abgeschlossen haben, bei mir war es japanisch.
Nach 2 1/2 Jahren hatte ich alles glücklich abgeschlossen und verdiene heute bei der VHS Köln 23,–€, das Honorar wurde vor 5 Monaten um 2 € erhöht!
Jetzt möchte ich Ihnen die unlogischsten Angebote von Kursen erläutern, seit genau letztem Oktober werden sogenannte
ESF BAMF VHS A2/B1 Allgemeine Berufsorientierung für Flüchtlinge, Kursdauer gesamt 730 Ustd a 45 Min. angeboten:
Diese Kurse wurden wohl speziell für die Riesenanzahl von Flüchtlingen konzipiert, ohne zu wissen, welches Klientel uns erwartet. Diese Kurse sollen neben Deutschunterricht eine Berufliche Orientierung, EDV Training, Bewerbungstraining, Praktikum knapp 4 Wochen und abschließend die Zertifikatsprüfung, von der genau 50 % bestehen. Warum ? Ich versuche es näher zu erläutern:
Erstmal zum Klientel, ich habe in der Klasse überwiegend Afrikaner, im letzten Kurs waren es überwiegend Ghanesen und viele Guineer (aus Guinea Westafrika).
Im jetzigen Kurs sind es 8 Nigerianer und 1 aus Guinea. In fast jedem Kurs, auch in diesem gibt es Albaner, Armenier, Aserbaidschaner, Tschetschenen, Afghanen, Pakistaner und Banghladeshi. Eine Tschetschenin ist allein mit ihren 6 Kindern in Deutschland angekommen. Der Mann will nachkommen.
Die Frau aus Aserbaidschan ist Krankenschwester, hat ein 6-jähriges Kind. Sie ist seit drei Jahren in Deutschland, hat schon einige Deutschkurse bekommen. Jetzt am Montag kann sie nicht zum Unterricht kommen, da alle Bewohner des Heims nach Arnberg chauffiert werden, um dort richtig registriert zu werden. Ich dachte, dass ich mich verhört hätte, dass es ihre Anhörung sei. Nein, es ist nur die Registrierung des gesamten Hauses.
Und ihr Junge wird jetzt eingeschult!
Das Ehepaar aus Albanien hat nach 18 monatigem Aufenthalt jetzt den juristischen Weg genommen. Und wenn die Kinder erstmal in der Schule sind, dann fangen die Flüchtlinge an zu kämpfen.
Bei den Afrikanern (die ich kenne) verhält es sich ein bisschen anders, sie sind mit dem Flugzeug nach Italien gekommen und weiter nach Deutschland. Sie glauben, dass sie nicht zurückgeschickt werden. Die meisten lassen sich auf Traumata, Kreislauf, Herzbeschwerden behandeln. Es gibt auch Afrikaner, die schon ein Psychotherapie begonnen haben. Deshalb konnte ein Guineer nicht regelmäßig zum Unterricht kommen, und hat so die Prüfung nicht geschafft.
Die Frustration ist für sie so hoch, dass sie sich nicht auf den Deutschkurs konzentrieren können, für viele ist die ganze deutsche Grammatik unverständlich, und eigentlich lehnen sie die deutsche Sprache ab. Mit Englisch geht es ja auch – sagen sie.
Das Niveau der Kursteilnehmer ist schlecht, viele Afrikaner haben nur 2, 3 Jahre die Schule besucht. Sie sind sehr stolz, leiden sehr unter dem Asylverfahren, fehlen sehr häufig und haben keine Disziplin.
Sie sind nicht gut erzogen, unpünktlich, frech den Lehrerinnen gegenüber. Eines ist offensichtlich, sie haben es sich anders vorgestellt: sie fühlen sich wie die Machos, und im Unterricht und im Praktikum holt sie die Realität ein. Das ist schwer zu ertragen für sie.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass meine Kollegen und ich diese Kurse nicht verstehen. Noch vor 3 Jahren bekamen nur Teilnehmer weiterführende Deutschkurse, wenn sie sie unbedingt wollten und wenn sie als weiterführende berufliche Qualifikation notwendig war.
Heute bekommt jeder einen Deutschkurs, was aber nicht funktioniert. Sie fehlen zuviel, lernen nicht und nach 8 Monaten fallen sie durch die Prüfung und müssen alles von vorne beginnen, was sie aber nicht wollen. Der Druck wird dann immer größer, sie müssen bei einer Berufsausbildung B1 vorweisen.
Wie schon gesagt, ein Problem ist auch die Respektlosigkeit und Unhöflichkeit und Unpünktlichkeit der Teilnehmer Lehrerinnen gegenüber. Auffällig sind Afghanen, Pakistan, Iraner, Somalier und die Afrikaner. Sie vermitteln trotz Bitten der Lehrer einsichtig zu sein, dass Sie es sind die hier in Deutschland entscheiden. Das funktioniert ja auch vielleicht bei 301,–€ pro Monat, Monatsticket, Essen und Schlafen, Kleidung alles umsonst. Und bei Abschiebung gehen sie den juristischen Weg, den müssen sie auch nicht selbst bezahlen.
Jetzt habe ich mal ein wenig von dem ganzen Wust erzählt… ich befürchte es geht so weiter. Sind ja schon wieder genug neue Anwärter in Deutschland willkommen geheißen worden.
Aber jetzt „freuen“ wir uns erstmal auf die Türkenflucht, die uns bald erwartet.
Das zum Türkendeal.
Mit freundlichen Grüßen
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