Gesellschaft für wissenschaftliche Aufklärung und Menschenrechte

Die linke Jugend ist nicht mehr links

by Wertearbeiter, Juni 23, 2016

Das Interview mit dem Parteiforscher Prof. Wolfgang Merkel (gottseidank nicht verwandt oder verschwägert) ist Gänsehaut erregend. Der Mann erklärt was furchtbar schief läuft beim, angeblich linken, Nachwuchs. „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“ fällt mir ein zu diesem Artikel in ZEIT-Campus.
Verwöhntes Jungvolk, Produkt von Propellereltern, das es sich gönnt in Scharen nach dem Abi nach Australien und Neuseeland zu jetten um dort ein Jährchen cool abzuhängen, und ja, vielleicht auch mal auf einer Plantage zu jobben. Wenn man zurück kommt kauft man sich erstmal zum Studienbeginn standesgemäß einen iMAC.
Aus dieser Perspektive sind Wohlstand, Toleranz und Freiheit Werte, die in Europa auf den Bäumen wachsen und die man mit großer, progressiver Geste mit allen teilen will, da diese Ressourcen scheinbar unendlich sind. Und auch kein Bewusstsein dafür da ist von wem, und wie hart sie errungen wurden, und wie leicht sie zerstört werden können.
Irgendeinen Grund muss es ja haben warum die junge Linke hier keinerlei Empathie für die Unterprivilegierten mehr hat, und die Nation und unser ganzes System zerstören will, durch Öffnung zur 3. Welt und vor allem der muslimischen Welt.
Gleich am Morgen beim ersten Kaffee konfrontiert zu werden mit dieser Lagebeschreibung ist niederschmetternd, ein bisschen Trost gibt nur dass es wenigstens endlich mal im Mainstream beschrieben wird.

Meine Kommentare im ZEIT-Forum und ein paar andere Statements dazu:

WERTEARBEIT:
„Der Artikel ist der Hammer! Mir fällt es wie Schuppen von den Augen, und das Herz rutscht mir in die Hose.
Ich habe mich immer als links verstanden aber seit der Migrationskrise 2015 war ich sehr verstört vom Verhalten der Linken:
NULL Verständnis für die Auswirkungen offener Grenzen auf die Unterschicht (auch die migrantische) hier. Dafür hasserfüllte Borniertheit und Pauschalurteile gegenüber Kritikern. Das heißt: Adieu Linke, denn ihr seid nicht mehr links und sägt aus purer, dämlicher Verwöhntheit den Ast ab auf dem ihr sitzt.
„Links“ bedeutet nicht abheben in ideologische Sphären und sich daran selbst berauschen, sondern das konkrete Leid direkt vor der Nase zu sehen. Und es bedeutet unbedingt kritische Distanz zu Herrschaftsideologien, wozu der Islam gehört.
Statt dessen wird mit Kulturrelativismus, einer widersprüchlichen um nicht zu sagen dämlichen, ethnologischen Ideologie von der man nichts versteht, herumgepfuscht und Unheil angerichtet. Man sieht aber doch jetzt schon dass offene Grenzen eine Lose-Lose-Situation schaffen.

Kritische Auseinandersetzung mit dem Islam und der Kampf gegen die islamische Herrschaftsideologie, sind eigentlich eine linke Position!
Links bezeichnet das Streben nach der Überwindung/Veränderung vorgefundener Herrschaftsverhältnisse im Interesse der individuellen und kollektiven Emanzipation. Die Entwicklung einer aufklärungshumanistischen Weltanschauung im Kontrast zu den totalitären religiösen Legitimationsideologien.“

HOLLEBUSCH:
„Aber die eher linken PolitikerInnen meinen doch, dass Integrationskurse locker zur Überwindung von Herrschaftsansprüchen muslimischer Männer ausreichen und auch die Frauen und Mädchen sich nach Absolvieren eines Kurses wie von selbst emanzipieren. Simone Peter, die da einst in einer Talskshow meinte, dass die Männer der Domplatte sicher noch keinen Integrationskurs hatten, legte debiles Zeugnis für diese Überzeugung ab. Sie haben vollkommen Recht: Islamtechnisch hat das gesamte linke Spektrum versagt.“

WERTEARBEIT:
„Ich würde gerne noch den neuen ‚Gamblog‘ (und gam-online) von Hartmut Krauss, der vom Marxismus kommt, erwähnen. Er ist ein altes, linkes Schlachtross, und kein Kind von Propellereltern das gerade bei Mama ausgezogen ist, und jetzt meint dass Geld und Freiheit auf den europäischen Bäumen wachsen. Unter denen man dann wie im „Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch mit aller Welt lustwandelt, und sich diese Segnungen abpflückt. Er kritisiert den Islam wissenschaftlich aus einer linken, emanzipatorischen Position heraus. Er ist ziemlich verzweifelt wie man sich vorstellen kann angesichts des Versagen derer die hier links genannt werden, bis hinauf zu Merkel, was die Absurdität zeigt.“

ERKOS:
„Eigentlich hat Herr Merkel den Sinn des ganzen Interviews und seiner Einschätzung mit einem Satz selbst in Frage gestellt: „Ein Diskussionsverbot kann nicht links sein. “ Die Essenz scheint also zu sein: In der Jugend existiert eine Gruppe, die sich für „links“ hält, dies aber mitnichten ist!“

ANTWORT auf  ERKOS:
„Thomas Glavinic, den manche die wichtigste Stimme der deutschen Gegenwarts-Literatur nennen, und der sich selbst links sieht, sagt dass diese Leute meist nur „moralische Ich-AGs“ seien. Die sich an ihrer scheinbaren moralischen Überlegenheit berauschen und gegenseitig darin bestätigen. Schon unter Schröder zeichnete sich das am schwachen Widerstand gegen HartzIV ab. Unter Merkel sind die echten Linken einfach verschwunden und durch rosagrüne Träumer von Globalisierung ersetzt worden, die die nützlichen Idioten der Investoren sind die auch Deregulierung und globale Arbeitnehmerfreizügigkeit wollen. Der FN ist offenbar die letzte Partei die noch halbwegs linke Positionen pflegt.“
(Es ist bitter wenn man die wählen muss.)

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